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Beckum. Der parteilose und von Grünen sowie SPD unterstütze Bürgermeisterkandidat Michael Gerdhenrich war zu Gast in der Alten Gärtnerei, um sich ein Bild über die Arbeit des Vereins „fuer-ein-ander e.V.“ zu machen. Begrüßt haben ihn Susanne Schloms (Pädagogische Geschäftsleitung) und Karin Burtzlaff (1. Vorsitzende). Außerdem waren von den Beckumer Grünen Nadhira de Silva und Angelika Grüttner-Lütke bei dem Gespräch dabei.
„Der Verein setzt sich seit mittlerweile 50 Jahren für die Interessen von Menschen mit körper- und Mehrfachbehinderungen sowie deren Eltern und Angehörigen ein. Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, Schaffung von Barrierefreiheit, Angebote unterschiedlicher Wohnformen, Freizeitgestaltung für Jung und Alt, Hilfe zur Selbsthilfe – das sind unsere Angebote und Ziele“ umriss Karin Burtzlaff grob die Schwerpunkte der Tätigkeit des Vereins.
Im Schwester-Blanda Haus, einem Wohnhaus für erwachsene Menschen mit mehrfacher und/oder geistiger Behinderung, sollen die Bewohner*innen dabei unterstützt werden, ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. In der Alten Gärtnerei bietet der Verein ambulant betreutes Wohnen an und ermöglicht es Menschen mit Unterstützungsbedarf in einer eigenen Wohnung mit professioneller Assistenz ein eigenständiges und selbstbestimmtes Leben zu führen. Das Schwester-Blanda Haus und die Alte Gärtnerei bilden die 2 wesentlichen Säulen des Vereins. „Darüber hinaus bieten wir allerdings noch weitere Projekte und Unterstützung an. Unser besonderes Augenmerk liegt immer darauf, Hilfe zur Selbsthilfe zu bieten, damit unsere Klienten aktiv am Leben in der Gesellschaft teilnehmen können“ ergänzt Susanne Schloms.
Auf ein geplantes Projekt sind alle ganz besonders stolz. Auf dem rückwärtigen Gelände der Alten Gärtnerei wird ein Mehrfamilienhaus mit 11 Wohneinheiten entstehen. „Damit werden wir behinderten Menschen bezahlbaren Wohnraum bieten“ erklärt Karin Burtzlaff. Darüber freut sich Michael Gerdhenrich besonders: „Ich habe immer betont, wie wichtig mir die Schaffung von bezahlbarem und gleichzeitig ansprechendem Wohnraum ist."
Bei der Frage von Angelika Grüttner-Lütke, wie sich Corona auf die Arbeit des Vereins auswirke, ging die Stimmung für kurze Zeit spürbar in den Keller. Unter normalen Umständen sei ein Termin wie dieser inklusive Führung durch die Räumlichkeiten der Alten Gärtnerei gar nicht so einfach möglich gewesen, da stets reger Betrieb herrsche. Aktuell bleibt die Alte Gärtnerei jedoch leer.
„Das ambulante Betreute Wohnen mussten wir komplett einstellen“ so Susanne Schloms. Oft bliebe nur der telefonische Kontakt zu Klienten und Angehörigen. Diesen regelmäßig aufrecht zu erhalten, sei aber immens wichtig „Der so wichtige strukturierte Alltag fällt plötzlich komplett weg. Da hilft oft schon ein einfaches Gespräch, um etwas Sicherheit zu geben“ ergänzt Susanne Schloms.
Und auch im Schwester-Blanda Haus habe sich durch Corona vieles verändert. Die Bewohner*innen seien zum Teil isoliert, da sie entweder selbst zur Risikogruppe gehören oder eben im Kontakt mit anderen zur Risikogruppe zählenden Bewohner*innen stehen. Das sei natürlich eine enorme Belastung, was aber genauso für die Beschäftigten gelte, die trotz Corona jeden Tag zur Arbeit gingen und aufopferungsvoll und gerne ihren Job machten. „Deshalb sind wir alle sehr enttäuscht darüber, dass der für Pflegekräfte beschlossene Corona-Bonus nicht für Beschäftigte in Einrichtungen der Behindertenhilfe sondern nur für Alten- und Krankenpfleger*innen gilt und wir so leer ausgehen“ so Susanne Schloms.
Diese Information führte in der gesamten Runde zu großem Erstaunen und Unverständnis. „Ich kann nicht nachvollziehen, wieso hier differenziert wird. Das hat mit Wertschätzung leider nichts zu tun. Wir dürfen nicht nur ständig über Systemrelevanz oder die Bedeutung von Inklusion reden, sondern müssen die Arbeit der Menschen, die in diesem Bereich tätig sind auch tatsächlich wahrnehmen, würdigen und honorieren“ zeigt sich Michael Gerdhenrich sichtlich verwundert.
„Die Arbeit mit behinderten Menschen ist eine wirklich tolle Arbeit, die man von Herzen macht“ ergänzt Nadhira de Silva, die selbst als Gruppenleiterin bei den Freckenhoster Werkstätten arbeitet. „Dennoch fühlt sich diese Entscheidung wie ein Schlag ins Gesicht an und ist sicherlich nicht förderlich für die Attraktivität von Jobs in unserem Bereich, die so dringend benötigt werden.“
„Der Verein „fuer-ein-ander e.V. leistet eine überragende Arbeit, die gar nicht groß genug geschätzt werden kann. Er ist aus Beckum und dem gesamten Kreisgebet nicht mehr wegzudenken“ schließt Angelika Grüttner-Lütke das ausführliche Gespräch ab.
Das Bild zeigt von links nach rechts: Susanne Schloms, Karin Burtzlaff, Angelika Grüttner-Lütke, Michael Gerdhenrich und Nadhira de Silva